23. Dezember 2021

22. Dezember 2021


Beim Schneemann Schorsch und beim Schneehasen Holm ging’s ziemlich ruhig zu in den vergangenen Tagen. Sie sind kugelrundum zufrieden: Es liegt sehr viel Schnee, die Geschenke für alle Freunde sind fixfertig bereit und der Weihnachtsbaum draussen vor dem kleinen Haus am Waldrand ist hübsch weihnachtlich geschmückt. Sogar ein paar knackige Karotten hängen an der Tanne. Es sind nicht mehr gaaaanz so viele wie noch vor ein paar Tagen, da hatte wohl jemand ausser auf Guetzli noch Appetit auf etwas anderes…

Illustration aus dem Bilderbuch „Zwei warten auf Schnee“ von Jan Kaiser und Marine Ludin, Annette Betz Verlag

Gestern war Schorsch im Häuschen der Bärenmama zu Besuch. Die Bärenmama macht den mit Abstand leckersten (Eis-)Tee weit und breit – das ist allen Bewohnern und Bewohnerinnen des Winterwaldes hinter den sieben Hügeln bekannt. Schorsch durfte bei der Bärenmama mit ein paar Freunden auf Rotto, den Hasen, warten. Rotto versprach ihm, ein tolles Schneegeschichten-Buch aus der Baumbücherei in Unterdachsberg mitzubringen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie gross Schorsch’s Freude war, als ihm Rotto gestand, dass er sich bei der grossen Auswahl an Schnee- und Winterbüchern nicht für ein einziges Buch entscheiden konnte und ihm deshalb gleich acht Bücher mitbrachte!

Zum Glück wohnt Rotto nicht allzu weit von Schorsch entfernt und konnte ihn und die vielen Bücher ein ganzes Stück mitnehmen in seinem Einkaufsroller-Lieferwägelchen.

Kaum war Schorsch gestern Abend zu Hause, begann er ein Buch nach dem anderen zu lesen. Weil die Geschichten überaus winterlich kalt, herrlich schneereich und stürmisch sind, gelang es dem Schneemann erst weit nach Mitternacht, die Bücher beiseite zu legen und schlafen zu gehen. (So geht es ihm eigentlich jeden Monat, wenn ihm Rotto ein neues Buch aus der Baumbücherei in Unterdachsberg mitbringt… Das kennst du bestimmt auch, gell!)

So kam es, wie es kommen musste. Ausgerechnet heute, am 23. Dezember, an jenem Tag, an welchem die grosse Geschenke-Einpackerei geplant ist und sich die beiden Freunde auf den Weg an die grosse Waldweihnacht machen müssen, bleibt es den ganzen Morgen still im kleinen Häuschen auf dem Hügel am Rande des Winterwaldes. Der Frühaufschnee-er Schorsch verschläft und träumt bis in die frühen Nachmittagsstunden von federleichten, glitzernden Schneeflocken und stürmischen Winterabenden. Und da Holm von Natur aus ein Langschläfer ist und jeden Morgen von Schorsch geweckt wird, schläft auch er in den Tag hinein. Erst ein Schneeball, welcher sein Ziel klar verfehlt und mit einem lauten Krachen gegen ihr Fenster kracht, weckt die beiden Freunde auf. Holm hüpft zum Fenster und sieht draussen die Nachbarn Bär, Elch und Biber, welche entschuldigend winken, bevor sie sich weiter ihrer wilden Schneeballschlacht widmen.

Eieiei, jetzt kann keine Rede mehr sein von Ruhe und Gemütlichkeit. Schnell sind Schorsch und Holm auf den Beinen und sausen im kleinen Häuschen hin und her, um alles für die bevorstehende Waldweihnacht fertig vorzubereiten. „Holm, ich kann kein Geschenkpapier finden!“, ruft Schorsch verzweifelt. Holm schnappt sich eine Karotte vom Weihnachtsbaum und mit der kleinen Stärkung im Magen hilft er dem Schneemann bei der Suche. Nach ein paar weiteren Minuten müssen sie sich eingestehen, dass jegliches Geschenkpapier ausgegangen ist und sie noch nicht mal ein Stückchen Packpapier vorrätig haben.
Zum Glück gibt’s im Winterwald hinter den sieben Hügeln ein einwandfrei funktionierendes Buschtelefon. So eilt bereits ein paar Stunden später Hilfe herbei. Sam und Julia haben von Holms und Schorschs Geschenkepapier-Knappheit erfahren und da sie vor drei Tagen übermütigerweise mehrere Meter Packpapier verziert und anschliessend nicht alles gebraucht hatten, klopft es bei Schorsch und Holm an der Türe und der flinke Sam bringt eine ganze Rolle übrig gebliebenes wunderschön herbstliches Geschenkpapier mit.

Das Einpacken kann beginnen. Schnell packen Schorsch und Holm die selbstgemachten Schneekugeln ein und laden sie auf den Schlitten auf.

Das grosse Waldweihnachtsfest findet auch dieses Jahr wieder beim Nikolaus in der Mitte des Winterwaldes statt. Kurz nach dem Eindunkeln sind Schorsch und Holm bereit für den langen Weg durch den verschneiten Wald. Eine solch lange Wanderung ist für einen Schneemann selbstverständlich sehr beschwerlich. Schorsch pflegt zu sagen, ein Schneemann sei schliesslich eher „Steh- als Gehmann“… Aber wozu hat man Freunde? Der Schneehase hat sich bereits vor ein paar Tagen auf diesen Weg vorbereitet und eine Liste geschrieben mit Ideen, um seinen Freund unterwegs abzulenken und bei Laune zu halten:

Sie singen ihr liebstes Kerzenlied: „Ich träge die Cherze“ ((Link: https://www.musikinderschule.ch/unterrichtsbeispiel_details.cfm?contentid=73C81F7D-5056-B132-FB657FA6BA2C9A12)) (zuunterst findest du eine Audio-Datei zum Abspielen)

Schorsch und Holm erzählen sich Geschichten von früher, fachsimpeln über geeignete Methoden um den Schnee vom Himmel zu locken und spielen Rätselraten.

Schaffst du es, die Rätselfrage über die Bewohnerinnen und Bewohner des Winterwaldes zu beantworten?

Lösungen:
1) Mark, der Wurm
2) die drei Rentiere: Rudolph, Hans und Richard
3) von Annika, Pipi Langstrumpfs Freundin
4) Der Elch und der Biber. Sie wollten eine Weihnachtstanne fällen, was dem Bären überhaupt nicht behagte, denn er bevorzugt lebendige Bäume.
5) der Wurzelwicht, siehe 19. Dezember
6) die beiden Mäuse Sam und Julia. Die Geschichtennuss haben sie dem Siebenschläfer Glisglis geschenkt.

Als Schorsch und Holm ihren Schlafplatz unter freiem Himmel – ihre Lieblingslichtung in der Nähe des Hauses vom Nikolaus und seiner Frau – erreichen, beginnt es zu schneien. Gutgelaunt stimmt Holm ein Lied an:

D Flöckli tanzed, jupelihee!
D Bäum ond d Wiese – als voll Schnee!
Jupeli, jupeli, jupelihee!
D Bäum ond d Wiese – als voll Schnee.

D Flöckli tanzed, jupelihuu!
Schlittle wämmer, ich ond du!
Jupeli, jupeli, jupelihuu!
Schlittle wämmer, ich ond du.

D Flöckli tanzed jupelihäi!
Wemmer früüred, gömmer häi!
Jupeli, jupeli, jupelihäi!
Wemmer früüred, gömmer häi.

Die 3. Strophe lassen sie selbstverständlich weg. Denn diese ist für unsere zwei Schneefreunde unpassend. Heute Nacht dichten Schorsch und Holm mit müden Beinen und einem Lächeln auf den Lippen:

D Flöckli tanzed jupeliho!
Jetze semmer ändlech do!
Jupeli, jupeli, jupeliho!
Jetze semmer ändlech do!

D Flöckli tanzed jupelihee!
Schloofe tüemer doss im Schnee!
Jupeli, jupeli, jupelihee!
Schloofe tüemer doss im Schnee!

D Flöckli tanzed fiin ond sacht!
Ich wönsche der en gueti Nacht!
Jupeli, jupeli, fiin ond sacht!
Morn esch ändlech Waldwiehnacht!

Sandra Hirt

Bücher aus der Baumbücherei:

„Kleine Schneeflocke“ von Benji Davies, ISBN 978-3-8489-0196-8 © Aladin in der Thienemann-Esslinger, 2021

„Schneeglück verschenken“ von Heyjin Go, ISBN 978-3-7152-0795-7, © Atlantis, 2020

„Die kleine Schneeflocke“ von Antonio Boffa, ISBN 978-88-6312-358-6, © Edizioni White Star SrL, 2018

„Hurra, der Schnee ist da! 5 winterliche Vorlesegeschichten“ mit Geschichten von Hans de Beer, Brigitte Weninger und Julie Wintz-Litty, Marcus Pfister, Peter Grosz und Maja Dusikova sowie Bernadette, ISBN 978-3-314-10177-9, © NordSüd, 2013

„Die mutige Schneeflocke“ von Kerstin Werner und Petra Eimer, ISBN 978-3-946328-40-7, © Eifelbildverlag, 2018

„Im Winterwald“ von Daniela Kulot, ISBN 978-3-522-45960-0, © Thienemann in der Thienemann-Esslinger, 2021

„Es klopft bei Wanja in der Nacht“ von Tilde Michels und Reinhard Michl, ISBN 978-3-7707-5737-4, © Ellermann,

„Eine Sternschnuppe im Schnee“ von Yumi Shimokawara, ISBN 978-3-7152-0774-2, © Atlantis, 2019