Der besondere Gast

5. Dezember 2017


Heute wird im Hotel „Funkelstern“ ein ganz spezieller Gast erwartet. Das ganze Hotelpersonal ist schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen, um das Zimmer 612 (mit Funkelsternenhimmelsicht) pikobello vorzubereiten:Der rote Teppich wurde ausgelegt, eine Badewanne mit warmem Wasser gefüllt, das krokodilsche Wellnessprogramm gebucht und die besondere Bettwäsche gewaschen und angezogen. Der Stallmeister hat die Tiere im Stall darüber informiert, dass heute ein neuer Gast erwartet wird und die Futterkrippe wurde mit feinen Leckereien gefüllt. Die Direktorin höchstpersönlich hat alle Kinder und Angehörigen der Hotelangestellten eingeladen, um den besonderen Gast zu begrüssen.

Es ist neun Uhr abends und alles ist bereit. Da klingelt an der Rezeption das Telefon: „Hotel Funkelstern, Frau Nüssli am Apparat“, meldet sich die Rezeptionistin freundlich. Während sie dem Anrufer zuhört, wird sie blasser und blasser. „Oh…, ach nein,…das tut mir aber leid“ stösst sie aus. Mit einem gehauchten „Auf Wiederhören“ legt sie auf.

Die Direktorin, die das ungewöhnliche Telefonat mit angehört hat, kommt herbeigeeilt. „Wer war das denn?“ will sie von Frau Nüssli wissen. Diese schaut die Direktorin entgeistert an uns sagt: „Unser Gast von Zimmer 612 wird leider nicht kommen. Sein Begleiter ist erkrankt und sie schaffen es heute Abend nicht mehr bis zu uns!“ Das ist eine schockierende Nachricht und sogar unsere taffe Direktorin muss erst einmal leer schlucken. Sie hat jedoch schon ganz andere Herausforderungen gemeistert und darum schon bald eine hervorragende Idee parat: Sie fordert alle Anwesenden auf, sich mit warmen Kleidern, Decken und Laternen auszurüsten. Niemand fragt nach, alle machen sich sofort auf und schon nach kurzer Zeit versammelt sich eine grosse aufgeregt schwatzende Menschen- und Bilderbuchheldenschar vor dem Eingang des Hotels.

Die Direktorin bläst laut ins Saxophon- ja, die Hyäne hat ihr ein paar Töne beigebracht- und sofort wird es ganz still. „Geschätzte Anwesende“, beginnt die Direktorin ihre Ansprache, „leider hat mich ein aussergewöhnlicher Vorfall dazu veranlasst, eine aussergewöhnliche Massnahme zu ergreifen. Unser Gast von Zimmer 612, Herr Niko Laus, kann aufgrund einer Erkrankung seines Helfers nicht in unser Hotel kommen. Darum gibt es nur eine Lösung: Wir gehen zu ihm!“ Lautes Jubelgeschrei ertönt, denn jeder möchte am heutigen Nikolaustag Niko Laus natürlich sehen. Alle Versammelten machen sich auf den Weg, um Niko Laus und seinen kranken Begleiter zu suchen.

Die Nacht ist eisigkalt. Um ihre klammen Finger aufzuwärmen, sprechen sie auf dem ganzen Weg folgenden Fingervers:

De erscht holt de lääri Sack, 
de zwöit brengt es Guetzli-Pack,
de drett leit Manderindli dri,
de viert föllt vöu Nössli i,
de füft brengt de Sack em Chlaus,
dä brengt i de Chend dä Gaumeschmaus.

Der erste holt den leeren Sack,
der zweite bringt ein Guetzli-Pack,
der dritte legt Mandarinen rein,
der vierte füllt die Nüsse ein,
der fünfte bringt den Sack dem Chlaus,
der leert ihn vor den Kindern aus.

Das Buch „Nikolaus, wo bleibst du?“ von Bruno Hächler und Friedericke Rave ist 2017 im Baeschlin Verlag erschienen. Es erzählt die Geschichte vom Nikolaus, der sich mit seinem Esel auf den Weg zu den Kindern macht, obwohl sich der Esel ganz krank fühlt. Das Buch enthält einen Gratis-Download zum Lied „Samichlaus, wo bisch?“ von Bruno Hächler.

Badewanne aus: Das wasserscheue Krokodil von Gemma Morina, NordSüd Verlag, 1. Auflage 2014

Krippe (ein bisschen präpariert) aus: Der Stern und das Weihnachtswunder von M Christina Butler und Caroline Pedler, Brunnen Verlag, 2007

Einen frohen Samichlaustag wünscht Brigitte Zurkirchen